Martin Luther

Luthers Lebensdaten

1483 10. November – Geburt in Eisleben
1484 – 1496/97 Kindheit und Schulzeit in Mansfeld
1498 – 1501 Lateinschule in Eisleben
1501 – 1505 Theologiestudium in Erfurt
1507 Priesterweihe
1508 Berufung an die Wittenberger Universität
1510/11 Luther reist wegen Ordensangelegenheiten nach Rom
1512 Promotion zum Doktor der Theologie
1517 31. Oktober: Luther schickt 95 Thesen an Freunde und Vorgesetzte
1520 Luther veröffentlicht seine reformatorischen Hauptschriften:
„Großer Sermon vom Wucher“, „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, „Vor der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“, „An den christlichen Adel deutscher Nationen“
10. Oktober: Luther erhält die Bannandrohungsbulle aus Rom
1521 3. Januar: Luther wird von Papst Leo X. gebannt
17. und 18. April: Luther weigert sich auf dem Reichstag in Worms, seine bisherigen Aussagen zu widerrufen
4. Mai: Luther wird auf die Wartburg entführt
8. Mai: Der Kaiser erklärt ihn für vogelfrei
1522 Martin Luther überstetzt Teile des Neuen Testaments auf deutsch
1524 9. Oktober: Nach 15 Jahren tritt Luther aus dem Orden aus und legt seine Mönchskutte ab
1525 Luther schreibt seine „Ermahnung zum Frieden“
13. Juni: Katharina von Bora und Martin Luther heiraten
1526 – 1534 Luthers Kinder:
Johannes (1526), Elisabeth (1527), Magdalena (1529), Martin (1531),
Paul (1533), Margarethe (1534)
1534 Erste Ausgabe der Gesamtausgabe der Bibelübersetzung Luthers
1546 18. Februar: Tod in Eisleben

Reformation:

Mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen brachte Luther die Reformation ins Rollen
Zum Gedenken an den Thesenanschlag, der zur Entstehung der evangelischen Konfession führte, feiern Protestanten jedes Jahr am 31. Oktober den Reformationstag.
Nach einer Legende nagelte der Augustinermönch Martin Luther am Morgen des 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Sicher ist, dass er seine The-sen an den Erzbischof Albrecht von Mainz sandte.

Ablass zahlen, statt den zeitlichen Strafen Gottes ausgesetzt zu sein
Luther wollte damit die Theologen aufrufen, öffentlich zu klären, ob Menschen weiterhin Ablass-briefe kaufen sollten. Durch Ablassbriefe wollten sich die Gläubigen damals von der zeitlichen Strafe Gottes für ihre Sünden befreien.
Das Seelenheil der Bevölkerung war jedoch nicht der Hauptgrund, weshalb die katholische Kirche den Ablass eingeführt hatte. Papst Julius II. beschloss 1506 mit den Einnahmen aus dem Ablass den Neubau der Peterskirche in Rom zu finanzieren. Erzbischof Albrecht von Mainz führte den Ablass in seinen Gebieten bereitwillig ein. Mit dem Papst einigte er sich, dass die Hälfte der Ab-lassgelder ihm selbst zufloss, damit er seine Schulden bezahlen konnte. Diese hatte er aufneh-men müssen, um in den Stand des Erzbischofs erhoben zu werden. Von diesem Handel erfuhren die gläubigen Menschen in den Städten und Dörfern jedoch nichts.

Luthers Kampf gegen den Ablasshandel
Zu Martin Luther, der seit 1514 in der Wittenberger Stadtkirche predigte, kamen Menschen um zu beichten. Sie erzählten ihm von den Ablassbriefen, die sie in den Städten Jüterbog oder Zerbst erwerben konnten. Die Gläubigen fragten ihn: „Hat Gott mir meine Sünden tatsächlich vergeben, als ich diesen Ablassbrief kaufte?“ Luthers Antwort war ein klares „Nein!“. Seine Überzeugung zeigt sich deutlich in These 36: „Jeder Christ, ohne Ausnahme, der wahrhaft Reue empfindet, hat völlige Vergebung von Strafe und Schuld, die ihm auch ohne Ablassbriefe gebührt.“
Glaube statt Ablass
Luther vertrat die Ansicht, dass sich Gott den Menschen in erster Linie in Liebe zuwendet. Für Gott steht also nicht die Strafe im Vordergrund, um beispielsweise Menschen für ihre Sünden nach ihrem Tod ins Fegefeuer zu schicken.
Um zu dieser Erkenntnis zu kommen, verbrachte Luther viele einsame Stunden mit großem Zwei-fel: „Ich hasste dieses Wort ‚Gerechtigkeit Gottes'“, sagte Luther 1545 rückblickend. Dann ge-lang ihm der Durchbruch. Er stieß auf diese Bibelstelle im Römerbrief des Paulus: „Im Evangelium wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus Glauben leben.« (Römer 1,17). Hier zitiert Paulus den jüdischen Propheten Habakuk aus dem Alten Testament. Der hatte bereits Jahrhunderte vor Pau-lus vom gnädigen Gott gesprochen (Habakuk 2,4).
Luther leuchtete ein: Allein durch den Glauben erfährt der Mensch einen gnädigen Gott – und nicht durch gute Taten oder durch den Kauf von Ablass-Briefen. Darum hat sich Luther in aller Schärfe gegen den Handel mit Ablassbriefen gewandt.
Nachdem Luther die christliche Lehre durch Ablasspredigten verfälscht sah, beschloss er am 31. Oktober 1517, seine 95 Thesen zu veröffentlichen.

Luthers Grundsätze
Martin Luther brachte die Reformation durch seine Schriften ins Rollen. Er wollte die katholische Kirche reformieren und die bestehenden Missstände beseitigen. Viele Bischöfe benutzten bei-spielsweise ihr Amt allein dazu, Reichtum anzuhäufen. Luther wollte, dass sich Kirche und Gläu-bige wieder mehr an den Schriften der Bibel orientieren. Ihm und anderen Reformatoren wie Huld-rych Zwingli gelang jedoch nicht eine Reform der bestehenden Kirche, sondern aus der Reforma-tionsbewegung entwickelte sich eine eigene Konfession. Der entstandene protestantische Glau-ben hatte neue Grundlagen:

Vertrauen auf die Gnade Gottes
Die katholische Kirche versprach einem Sünder, dass er sich vor dem Fegefeuer rettet, indem er Ablassbriefe kauft und gute Taten vollbringt. Von dieser Vorstellung hielt Martin Luther nichts. Er vertrat die Ansicht, dass Gott in erster Linie nicht ein strafender Gott ist, sondern dem Menschen mit Liebe begegnet. Laut Luther erfährt der Mensch allein durch den Glauben die Gnade Gottes.

Gute Werke aus Liebe
Nach mittelalterlicher Auffassung trugen gute Taten dazu bei, Gott gnädig zu stimmen. Protes-tanten hingegen gehen davon aus, dass Spenden für arme Menschen oder nachbarschaftliche Hilfe keine Garantie sind, das Wohlwollen Gottes zu erreichen. Nach Luthers Auffassung ist es selbstverständlich anderen zu helfen, da der Mensch die durch Gott erfahrene Liebe an andere weitergibt.

Bibel statt Papst
Im Mittelalter glaubten viele Christen, was ein Priester oder der Papst verkündete. Die einfache Bevölkerung hatte nicht die Möglichkeit, die Aussagen in der Bibel zu überprüfen. Die Bibel war damals sehr teuer und nur in Latein geschrieben. Die katholische Kirche konnte die Heilige Schrift so auslegen, wie sie es für richtig hielt. Als Mönch las Luther die Bibel genau. Er stellte fest, dass in der Bibel nicht steht, dass ein Papst das Oberhaupt der Kirche ist. Für Luther ist allein die Bibel und Christus die Richtschnur, an der sich die Gläubigen orientieren sollen. Folglich lehnte er die Autorität des Papstes und seine kirchlichen Anweisungen und Gesetzte ab.

Priestertum aller Gläubigen
Nach Martin Luther ermöglicht der Heilige Geist jedem getauften Christen, die Bibel zu verstehen. Aus diesem Grund übersetzte Luther das Alte und das Neue Testament ins Deutsche und forder-te, dass jeder lesen und schreiben lernt. Er war überzeugt, dass jeder, der die Bibel selbst lesen kann, sich auch an der Reform der Kirche beteiligt.

Zwei Sakramente
Die katholische Kirche kennt sieben Sakramente, also Handlungen, die nur ein geweihter Priester ausführen darf: Taufe, Abendmahl, Beichte, Firmung, Eheschließung, Krankensalbung, Priester-weihe. Für die evangelische Kirche gibt es aber nur zwei Sakramente, die Taufe und das Abend-mahl. Auch in diesem Punkt orientierte sich Luther an der Bibel, in der nur die Taufe und das Abendmahl als „heilige Handlungen“ erwähnt werden.

Freiheit eines Christenmenschen
Martin Luther schrieb ein kleines Buch über die Freiheit des Christenmenschen, das mit zwei wi-dersprüchlichen Sätzen beginnt. „Ein Christ ist ein freier Mensch und niemandem untertan“, lau-tet der erste Satz, dann folgt: „Ein Christ ist ein Knecht und jedermann untertan“. In der Span-nung dieser beiden Sätze entfaltet sich für Luther die persönliche Freiheit. Luther wollte damit die Menschen von selbst ernannten Vordenkern befreien und sie ermutigen, ihr Gewissen selbst an-hand biblischer Texte zu schärfen. Es bedeutet aber auch, dass die eigene Freiheit stets auch die Freiheit anderer berührt und keinen Platz lässt für reinen Egoismus. So beendet Luther sein Buch mit dem Grundsatz: „Der Christ lebt nicht in sich selbst sondern in Christus und seinem Nächs-ten, in Christus durch den Glauben, in seinem Nächsten durch die Liebe.“

Ehe statt Zölibat
Durch den Gleichheits-Grundsatz des „Priestertums aller Gläubigen“ ist ein besonderer Lebens-wandel für Geistliche nicht mehr notwendig: Pfarrer dürfen heiraten.

Gottesdienst in deutscher Sprache
Den Gottesdienst halten die Pfarrer, die sich zur evangelischen Lehre bekennen, nicht mehr in lateinischer, sondern in deutscher Sprache. Der Ablauf des Gottesdienstes ist unterschiedlich: Während Luther es weitgehend bei der alten Gottesdienstordnung belässt, fielen in Gebieten, die Huldrych Zwingli reformierte, auch große Teile der Liturgie weg. Für Zwingli zählte ausschließlich, was in der Bibel steht. Viele liturgische Gesänge, aber auch christliche Bilder hielt er für unnötig.

Abendmahl: Symbol oder Anwesenheit Christi?
Jeder evangelische Christ trinkt während des Abendmahls Wein aus dem Kelch, nicht mehr allein nur der Pfarrer. Uneinig sind sich die Protestanten allerdings, was Brot und Wein bedeuten: Für die Anhänger Luthers ist Christus durch die gesprochene Sakramentsverheißung in Brot und Wein gegenwärtig. Die Anhänger Zwinglis sind dagegen der Auffassung, dass Brot und Wein nur ein Symbol für den Leib und das Blut Christi sind. Landgraf Philipp tendierte zu der Auffassung Zwinglis, eine Einigung in dieser Angelegenheit war ihm ein großes Anliegen, wie das Marburger Religionsgespräch zeigt.

Hinterlasse einen Kommentar